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Nicolas Mathieu
Physiotherapeut
30 Mai, 2017 durch
Nicolas Mathieu
Vistawell AG/SA

Präsident des Schweizerischen Verbandes für Sportphysiotherapie.
Teilhabender Professor an der HES-SO Wallis, Studiengang Physiotherapie in Leukerbad.

Einige Zahlen betreffend den Schweizerischen Verband Sportphysiotherapie:

2002

Gegründet

488

Mitglieder

1

Jährlicher Kongress

450

Teilnehmer

2015 fand der erste Weltkongress mit mehr als 800 Teilnehmern aus 45 Ländern statt, ein toller Erfolg. Ein dynamisches und motiviertes Komitee organisiert für die Mitglieder sehr leistungsfähige Dienste www.sportfisio.ch. Wöchentlich haben wir 3-4 neue Mitglieder. 2016 übernahm ich die Präsidentschaft von Stephan Meyer (Magglingen).

Interview

NM (Nicolas Mathieu) / BP (Bernard Prébandier)

30.05.2017

BP: Was ist das typische Profil eines Sportfisio-Mitglieds?

NM: Es handelt sich hauptsächlich um Physiotherapeuten die eine Weiterbildung in Sportphysiotherapie haben oder Sportler betreuen und welche in den meisten Fällen auch Sportler sind. Er fühlt sich durch eine oder beide unserer Hauptaktivitäten angesprochen: Sportphysiotherapie (Behandlung der Sportler) und der Sport in der Physiotherapie. Dem Hobbysportler bieten wir eine sportliche Aktivität zur Genesung und Gesundheitsförderung. Dies ist vergleichbar mit der Rolle eines Coaches.


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BP: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Konditionstrainern ?

NM: Dies hängt von der Ausbildung und Fähigkeit des Konditionstrainers ab. Der Konditionstrainer kümmert sich zu 100% um die Athleten, der Sportphysiotherapeut kümmert sich um die Sportler nach einer Verletzung um sie wieder zu 100% ihrer Leistung herzustellen.


BP: Spürst Du seitens des Club-Managements Druck auf die Spieler, selbst nicht vollständig genesen wieder zu spielen?

NM: Diese Entscheide werden im Team mit allen Interessenten getroffen, natürlich auch mit dem Spieler : die künftige Unversehrtheit des Spielers wie auch seine Umorientierung. In den letzten Jahren habe ich den Eindruck, dass mehr gesunder Menschenverstand und Professionalität in Profi-Clubs vorhanden sind.


BP: Können wir über Doping sprechen, wie siehst Du die Lage ?

NM: Das ist ein komplexes Thema. Seitens des Leistungssports vertraue ich darauf, dass der Athlet, der Trainer sowie das Umfeld bestens über die verheerenden Folgen wie auch die daraus entstehenden Konsequenzen auf die Gesundheit des Sportlers informiert sind.

Wiederum sind Professionalität und Verantwortung zunehmend positiver.

Mir macht vor allem die Einstellung zu „dopierende Haltung“ im Breitensport Sorgen. Da wo die «Sonntagsportler» Medikamente oder andere Mittel nehmen um besser zu sein. Das ist ein echtes gesellschaftliches Problem, und ich sehe nicht, wie man dies bekämpfen kann.


BP: Kommen wir zu den Physiotherapeuten zurück. Wie sehen die Zukunftsaussichten der Sportphysiotherapeuten aus ?

NM: Nebst den traditionellen Aktivitäten kann man sich die Leitung eines Fitnesscenters in Verbindung mit einer Physiotherapie-Praxis vorstellen; oder die Teilnahme an diversen Forschungsprojekten. Vergessen wir nicht, dass es in der Schweiz keiner speziellen Ausbildung bedarf um ein Fitnesscenter zu eröffnen. Physiotherapeut zu sein inspiriert den Kunden zu Recht Vertrauen. Für Wettkämpfer- Naturen ist Konditionstrainer eine interessante Variante.


BP: Lassen wir den Sport mal beiseite. Du bist Professor an der HES-SO Valais-Wallis, Studiengang Physiotherapie in Leukerbad. Erzähl uns davon!

NM: Der Standplatz der Physiotherapie-Ausbildung von Leukerbad gehört zur HES-SO (Westschweiz), einer Fachhochschule mit zwei anderen Standorten in Lausanne und Genf. Es handelt sich hier um die einzige zweisprachige Ausbildung, dispensiert in französisch-deutsch in der Schweiz.


BP: Was sind die Aufnahmekriterien und wie ist der Bildungsweg für einen Physiotherapeuten in der Westschweiz?

NM: In der Regel stehen 120 Plätze für ungefähr 500 Kandidaten an den drei Standorten zur Verfügung. Diese müssen ein Diplom zweiten Grades (Matura, Handelsschule, Allgemeinwissen) vorweisen, was ungefähr 40 Schüler pro Standort (Leukerbad, Lausanne, Genf) darstellt. Nach 3 Jahren Ausbildung (abwechselnd Theorie und Praxis), machen sie einen Bachelor of Science in Physiotherapie. In der Realität dauert die Ausbildung vielmehr 4 Jahre wegen der Allgemeinbildung von paramedizinischen Berufen im ersten Jahr. Während der drei aufeinanderfolgenden Jahren absolviert man Praktiken. Nach der Promotion unterliegt man den Kriterien der kantonalen Gesetze um eine eigene unabhängige Physiotherapie-Praxis eröffnen zu können.


BP: Vor langer Zeit habe ich persönlich eine große Anzahl von Physiotherapeuten (sie werden sich erkennen, und ich grüße sie nebenbei ...) bei der Eröffnung einer Physiotherapie-Praxis begleitet. Meine Aufgabe war es, ihnen das Material für die Physiotherapie, welche dazumal weitaus aufwendiger und teurer war als heute, zu verkaufen. Die jungen Physios wurden zu Unternehmern ohne, für die meisten unter ihnen, wenig bis keine Ahnung vom Handel zu haben. Es lag in meinem Interesse, dass sie die Praxis so schnell als möglich eröffneten und so verwandelte ich mich manchmal zum Coach und begleitete sie zur Bank, der Immobilienverwaltung und der Bauleitung usw. Ich selber war damals jung und erlebte diesen Beruf voller Leidenschaft. Einige Jahrzehnte später, wie sieht die heutige Situation aus? Sind die Therapeuten heute besser gewappnet?

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NM: Ich kenne die Ausbildung der anderen Zentren nicht wirklich, aber meines Wissens ist dies nicht der Fall, ausser der Ausnahme Leukerbad! Seit zehn Jahren, unter der Führung unseres Ausbildungsverantwortlichen Herr Cortat, bieten wir einen Kurs zum Thema Management eines Unternehmens, Marktforschung, Erstellen eines Businessplans (Budget, Break-Events, Bankkredite, ...) und wirtschaftliche Aspekte der Eröffnung und Verwaltung einer Physiotherapie-Praxis an. Die Schüler müssen ein Projekt für die Eröffnung und Verwaltung einer unabhängigen Physiotherapeuten Tätigkeit vorlegen. Die originellsten Projekte waren ein SBB-Wagen mit integrierter Physiotherapie-Praxis oder ein Abteil für Physiotherapie auf Langstreckenflügen der Swiss. Auch sehr einfallsreich ein XXL-Truck für die Behandlung von Reiter und Pferd bei grossen Reitveranstaltungen. Die Projekte werden von einem Betriebswirtschafts-Professor HES SO bewertet. Diese Art von Lehrplan scheint wesentlich zur Entwicklung der Fähigkeiten um unternehmerische Qualitäten zu fördern.


BP: Ein Mangel an Physiotherapeuten ist in den kommenden Jahren bereits vorprogrammiert und jeder abschliessende Student von Leukerbad erhält bereits zwei Anstellungsvorschläge vor Abschluss seines Studiums. Abgesehen von Krankenhaus oder privaten Praxen, was sind die Aussichten für einen Physio Job?

NM: Da gibt es die Führung oder Teilnahme an verschiedenen klinischen Forschungen, das Coaching oder die Betreuung im Sportbereich, Mandate von Sportklubs oder von individuellen Sportlern, Konditionstrainer, Fitnesscenter Leiter kombiniert mit einer Praxis und Wellness-Bereichen. Berufliche Gesundheitsförderung «corporate health» für eine spezifische Bevölkerung (Senioren usw), in Firmen, bei spezialisierten Vertreibern usw….


BP: Möchtest Du eine Bemerkung über die Zukunft der Berufe in der Physiotherapie hinzufügen?

NM: Ich bin der Meinung, dass wir künftig einen Masterabschluss, wie dies bereits in Skandinavien und in anderen englischen Ländern geschieht, für die angehenden Physiotherapeuten anbieten sollten.

Dies würde uns den direkten Zugang zu den Patienten ermöglichen; das heisst, der obligatorische Weg zum Arzt, speziell bei Pathologien und Muskel-Skelett-Traumas mit Rezept, bliebe uns somit erspart. Andererseits ist es unabkömmlich, dass die Physiotherapeuten auf kantonaler und Bundesebene politisch präsenter werden um

den Beruf besser zu verteidigen und zu fördern. Im Hinblick auf das Lobbying, denke ich können wir einiges besser machen. Es gibt zum Beispiel keine parlamentarischen Physiotherapeuten in Bern.


BP: Hast Du andere Aktivitäten nebst deinem Beruf als Professor, deiner zeitaufwendigen, benefizen Tätigkeit als Präsident der Sportfisio?

NM : Ich bin auch Physiotherapeut der Schweizer Fussball Nationalmannschaft. Wir bilden eine Gruppe von 4 Physiotherapeuten und arbeiten im Turnus von 3 Personen nach jedem Match. Dies beinhaltet natürlich auch die Trainingslager.


BP: Herzlichen Dank Nicolas für diese äusserst interessanten Informationen. Unseren Lesern die von Dir empfohlenen Links. Ich denke sie wissen das zu schätzen. Danke für Deine Verfügbarkeit.

 

Sportfisio

Schweizerischen Verbandes für Sportphysiotherapie.

 Bjsm

Scientific Journal

 Jospt

Scientific Journal

Evimed

Seite aus der Praxis 


Physio-pedia

Universal access to physiotherapy


Igptr

Interessengemeinschaft Physiotherapie Rehabilitation

Hevs

HOCHSCHULE FÜR GESUNDHEIT Wallis


Nicolas Mathieu
Vistawell AG/SA 30 Mai, 2017
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