Das intergenerative Projekt «Begegnung durch Bewegung», welches in der Stadt Basel entwickelt wurde, geht in die nächste Runde. Mithilfe einer Begleitevaluation wurden während der vier Pilot-Jahre Informationen zu Nutzung, Akzeptanz und Wahrnehmung der Angebote erhoben. Im Interview gibt Debora Junker-Wick Einblick in die wichtigsten Erkenntnisse und wie es nun weiter gehen wird.
Ein Interview mit Debora Junker-Wick, geführt von Claudia Kessler
CK: Debora, Du bist Geschäftsführerin der Stiftung Hopp-la, welche den intergenerativen Bewegungs- und Begegnungspark im Basler Schützenmattpark aufgebaut hat. Das Angebot, welches auch Fördermittel von Gesundheitsförderung Schweiz erhält, ist unter den Akteuren der Gesundheitsförderung im Alter mittlerweile schweizweit bekannt. Ganz kurz – was sind aus Deiner Sicht die wichtigsten Ergebnisse der Pilotphase?
DJW: Die Angebote von Hopp-la tragen zum Aufbau einer intergenerativen Bewegungskultur in Städten und Gemeinden bei. Es geht um die Frage, wie der öffentliche Raum in Quartieren belebt werden kann, so dass Jung und Alt sich angeregt fühlen, sich mehr zu bewegen und dabei auch die Begegnung gefördert werden kann. Es geht also sowohl um Verhaltens- als auch Verhältnisprävention. Einen Eindruck vermittelt der Trailer auf unserer Webseite. Im Verlauf der Pilotphase hat sich eine Veränderung in der Ausrichtung ergeben. Je länger je mehr steht nicht die Infrastruktur, wie wir sie im Schützenmattpark in Basel realisieren konnten, im Vordergrund, sondern die generelle Frage: wie kann man Menschen verschiedener Altersgruppen mit niederschwelligen Angeboten für Bewegung begeistern – unsere Vision «Generationen in Bewegung».
Wie auf der Webseite aufgezeigt, haben wir unsere Angebote ausgebaut. Im Hopp-la Tandem, als Beispiel eines neueren Angebots, werden Institutionen miteinander vernetzt. Dabei finden bewegungsorientierte Begegnungen zwischen der jüngeren und älteren Generation statt, indem Kinder von Tageseinrichtungen/Kindergärten/Schulen regelmäßig ein Alters- oder Pflegeheim besuchen. Gerne möchte ich auch auf den neu entwickelten Hopp-la Parcourshinweisen. Dies ist eine Kombination aus Fitness- und Erlebnisparcours, der in eine Geschichte verpackt wird. Der Parcours besteht neben Hopp-la Geräten auch aus einer Naturstation sowie vielseitigen Balancier- und Geschicklichkeitselementen. Spielerische Elemente motivieren dazu, die Übungsanleitungen genauer zu studieren.
CK: Was in Basel begann, wird heute zunehmend auch in anderen Landesteilen gefragt. Wo steht ihr aktuell bei der Multiplikation von Hopp-la?
DJW: Die Stiftung Hopp-la hat sich zum Ziel gesetzt, die Hopp-la Philosophie national zu verbreiten. Aus Ressourcengründen sind wir bisher allerdings noch auf die Deutschschweiz fokussiert. Über die Stadt Basel hinaus kooperieren wir zurzeit mit folgenden Städten, Gemeinden und Kantonen: Laufen/BL, Lyss/BE, Baar/ZG, Jonschwil und Buchs/SG, Stadt Glarus, sowie Bühler/AR. Mit anderen Partnern sind wir im Gespräch. Basierend auf den Erfahrungen mit der Modellregion Ostschweiz erarbeiten wir zurzeit eine nationale Multiplikationsstrategie. Damit wir in der Multiplikation auf möglichst viele qualifizierte Fachpersonen abstützen können, bieten wir neu auch in Kooperation mit Pro Senectute Schweiz und dem Schweizerischen Turnverband (STV) eine zweitägige esa-Weiterbildung für Kursleitende an: esa-Modul Vertiefung/Weiterbildung Intergenerativer Kursleiter – Hopp-la Fit.
CK: Und welches sind die wichtigsten Erkenntnisse, im Sinne von «lessons learned», die Euch nun in die nächste Phase begleiten werden?
DJW: Die Evaluationsergebnisse zeigen uns: die Angebote von Hopp-la werden genutzt und stossen bei den Nutzern und Nutzerinnen auf grosse Begeisterung. Mit dem Transfer der Bewegungsförderung aus den Angeboten in den Alltag der Nutzenden sind wir aber noch nicht dort, wo wir hinwollen. Wir haben gelernt, dass die Sensibilisierungsarbeit so früh wie möglich einsetzen muss, damit sich möglichst viele Menschen den neu geschaffenen Raum und die Angebote aneignen. Deshalb involvieren wir heute bei neuen Projekten die Verantwortlichen in den Gemeinden und die Bevölkerung schon von Beginn an. Nur so können wir das angestrebte gesellschaftliche Umdenken bewirken. Neu integrieren wir auch Elemente der neuen Kampagne zur Sturzprävention «Sicher stehen – sicher gehen» in unsere Parcours (eine Kampagne von bfu, Pro Senectute und Gesundheitsförderung Schweiz). Ältere Menschen können die Angebote ohne Begleitung täglich nutzen und erhalten auch «Hausaufgaben», die sie motivieren sollen, das Gelernte zuhause weiter umzusetzen. Es gäbe noch viele weitere Lernerfahrungen. Aber eine möchte ich hier noch hervorheben: es braucht aktive Strategien, um den Transfer in den Alltag zu schaffen – das gelingt nicht beiläufig.
CK: Wie wird es nun mit Hopp-la aller Voraussicht nach weitergehen?
DJW: Gemeinden und Kantone sind sehr individuell. Unsere Angebote passen wir bei der Multiplikation an die lokalen Ressourcen und Gegebenheiten an. Wir haben deshalb keine Standardprodukte, die wir «copy paste» auf andere Standorte übertragen. Wir begleiten die Prozesse und befähigen die lokalen Akteure. Gemeinsam mit ihnen und der Bevölkerung suchen wir nach massgeschneiderten Lösungen, die hoffentlich dann lokal ankommen. Dieser Prozess, in welchem – auch losgelöst von Infrastruktur – Ideen gemeinsam entwickelt werden, ist sehr kreativ und resultiert in vielfältigen Angeboten. Platz hat eigentlich alles, was dem Stiftungszeck, die intergenerative Bewegung und Begegnung zu fördern, entspricht.
CK: Nun zu guter Letzt noch eine persönliche Frage: Du verkörperst nach aussen so etwas wie das «Gesicht von Hopp-la». Dürfen unsere Leserinnen und Leser wissen, wie Dein beruflicher Werdegang Dich dazu geführt hat – das darf man ohne zu übertreiben sagen – eine «Vorreiterin» für intergenerative Ansätze in der Gesundheitsförderung zu werden?
DJW: Wenn ich zurückdenke, dann steht wahrscheinlich meine Oma am Ursprung von meinem heutigen Engagement. Sie hat mich als Kind immer ins Seniorenturnen mitgenommen. Das stiess bei allen Beteiligten auf grosse Begeisterung und hat bei mir sicher dazu beigetragen, dass ich mich zu einem Bewegungsmenschen entwickelte. So war es dann eigentlich naheliegend, dass ich in meinem Studium in den Sport- und Bewegungswissenschaften an der Universität Basel die intergenerative Bewegungs- und Gesundheitsförderung zum Thema meiner Masterarbeit bei Professor Lukas Zahner machte. Ich wollte ein Thema mit hoher Praxisrelevanz bearbeiten und dabei etwas erschaffen, wo ich ausgehend von meiner eigenen Freude an der intergenerativen Bewegung andere «anstecken konnte» - denn ich hatte ja erfahren, dass «es funktioniert». Wie es dann mit der Idee weiterging – über die Gründung einer Stiftung mit einer Geschäftsstelle – kann man auf unserer Webseite nachlesen.
CK: Debora, ganz herzlichen Dank, dass Du uns in diesem Interview einen Einblick hinter die Kulissen dieser Best-Practice für intergenerative Gesundheitsförderung gegeben hast. Wir drücken die Daumen, dass das «Hopp-la Virus» bald die ganze Schweiz erfassen wird.
Das Interview wurde geführt am 19.2.2019 von Claudia Kessler, Public Health Services, im Auftrag von Gesundheitsförderung Schweiz. Wir danken den Autoren und Gesunheitsförderung Schweiz, dass wir diesen Bericht für unsere Leser veröffentlichen dürfen.